Schwarzfahrer Blog. Berichte und Kommentare eines virtuellen Schwarzfahrers.



Das weltgrößte Schützenfest

Gleich zu Beginn meiner Hannover Zeit fand hier das weltgrößte Schützenfest statt, das dauerte gleich zwei Wochen lang. Ich hatte zwar eine gewissen Vorstellung, was ein Schützenfest sein könnte, aber das!

So wanderte ich eines Tages durch die Stadt und fand einen Banner mit folgendem Text aufgehängt: „Willkommen auf der Schützenstraße - Großes Volksschießen“.

Ich konnte die brennende Frage nicht klären, ob das Volk schießt (aber auf wen?) oder ob auf das Volk geschossen wird. (Hier? In abgesperrten Zonen?). Jedenfalls machte ich mich eilenden Fußes vom Acker, um nicht ungeplant eine Zielscheibe eines strammen Schützen zu werden. (Anmerkung: „stramm“ bedeutet hier auch „besoffen“).

Tags darauf erfuhr ich, dass ja alles ganz harmlos wäre, man würde höchstens auf Leute schießen, die wie Ausländer aussehen, aber das nicht ungefragt. Die Stadt war jedenfalls durchflutet mit grenzfidelen Marschmusikkörpern. Hier eine kleine Ansichtssache, was die Deutschen, zumindest einige von ihnen, unter Recht und Ordnung in der Musik verstehen.

Hier geht es recht zackig zu. Im Hintergrund sieht man die "Kröpcke Uhr", ein beliebter Treffpunkt für Verabredungen, weil selbst ortsunkundige Österreicher dort hin finden.

Und die dazu passende Mädchengarde darf natürlich auch nicht fehlen:

Das allgemeine Fußvolk amüsierte sich, die Chef-Garde Anschafferin gab die Tanzschritte vor:

Der Bär steppte nicht nur in der Innenstadt, sondern auch beim Maschsee, dort fand das eigentliche Schützenfest statt. Daneben gleich ein Rummelplatz, „Kirmes“ wie die Einheimischen hier sagen. Fast so schön und so lustig wie im Wiener Prater.

Ein paar Impressionen von der Lach- und Schießgesellschaft beim Kirmes:

Schnappi, das Krokodil, frisst das Taschengeld der Kleinen.

"Besuchen Sie Deutschland`s einzigstes (sic!) Wasser- Spass-Labyrinth auf 3 Etagen" - das stammt von deren Homepage.

Auf geht's obi!

Die Lebkuchen Herzen dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Na, wär das nichts? Zirka ein halber Meter Rostbratwurst (im Riesenbaguette)?

Oder doch lieber einen Schmalzkuchen essen?

Es gäbe aber auch Wiener Mandeln!

Nun aber genug gegessen und auf zur Revue der Illusionen. Folgende Sensationen gibt es zu bestaunen:

Die Frau ohne Kopf! (Schlechte Witze erspar ich mir jetzt ...)

Und die Dame ohne Unterleib! (Und hier erspare ich mir die Witze erst recht!)

Und endlich habe ich das Schützenzelt gefunden!

Ob ich das überlebt habe, ja, das erfährt ihr hier in Kürze ...

Kommentare (2)

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Volksschießen oder Ratsherrentopf: ist doch praktisch, oder

Von Kristin Daleiden am 13.01.2008 16:55

Ist doch nur gerecht, das mit dem Volksschießen... schließlich verzehrt dann das Volk im Ratskeller zu Hannover den Ratsherrentopf - der übrigens ganz gut schmeckt, so viel Geschmack traut man Ratsherren sonst gar nicht ohne weiteres zu!
Übrigens gibt es für Insider aus dem Stadtrat Hannover zum Schützenfest sogar das Ratsschießen - aber da dürfen nur Ratsherren (und sogar die -damen) schießen und eben nicht auf ihresgleichen.

Vermutlich steckt Brecht dahinter...

Von Georg (der in Wien geblieben ist) am 10.08.2007 23:12

Ich vermute das Volksschießen (fehlt da nicht ein "er" dazwischen?) ist nur die radikalere Weiterführung des brechtschen Gedankens: "Die Regierung möge sich ein anderes Volk wählen." Vermutlich schlummer in jedem Hannoveraner ein ganz arger linker Anarcho, der getarnt als strammer ...was sind das eigentlich? Schützen? Erschießer? ...auftritt.

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